An der Universität Göttingen wird nun eine Studie durchgeführt, die die Auswirkungen von Pinealiszysten auf den Melatoninstoffwechsel untersuchen soll. Der Verein Pinealishilfe e.V. unterstützt deshalb gerne die UMG Göttingen als Kooperationspartner bei der Suche nach Studienteilnehmern.
Ein Gastartikel von Prof. Veit Rohde
Über den fachlichen Hintergrund der Studie
Das Hormon Melatonin wird von der Zirbeldrüse (Glandula pinealis) nachts vermehrt produziert und in den Blutkreislauf abgeben. Das Konzentrationsmaximum wird in den frühen Morgenstunden (~ 3 Uhr) erreicht, wobei es hier eine gewisse Rhythmik in Abhängigkeit der Jahreszeiten gibt. Zusammen mit einem weiteren Stoff, dem Adenosin, steuert und fördert Melatonin den Schlaf. In der durch das Melatonin hervorgerufenen Tiefschlafphase kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Somatotropin aus der Hirnanhangsdrüse. Das Somatotropin ist ein Hormon, welches vielerlei Funktionen des Körpers beeinflusst und dessen Mangel mit einer verringerten Lebensqualität einhergeht.
Pinealiszysten können asymptomatische Zufallsbefunde sein, die keiner Therapie bedürfen. Auf der anderen Seite gibt es Pinealiszysten, die operiert werden müssen. Diese sind jene Zysten, die zu einer Störung des Hirnnervenwasser-Flusses, somit zu einem Wasserkopf, führen. Die zu einem Wasserkopf passenden Symptome sind insbesondere Kopfschmerzen. Bei diesen Patienten*innen findet sich bildgebend in der Kernspintomographie (MRT) neben der Zyste eine Erweiterung der Hirnkammern. Die langjährige Erfahrung der Neurochirurgischen Klinik in Göttingen mit der Behandlung von Pinealiszysten hat gezeigt, dass Patient*innen auch ohne Wasserkopf eine Vielzahl von oft schwer greifbaren Symptomen haben können, welche sich nach einer operativen Fensterung der Zyste durchaus auch verbessern. Dies führt zu der Vermutung, dass Pinaliszysten den Melatoninstoffwechsel und damit die Somatotropin-Ausschüttung beeinflussen und hierdurch zu Symptomen führen.
In der Studie soll somit untersucht werden, ob symptomatische Patienten mit Pinealiszysten ohne begleitenden Wasserkopf einen von einem gesunden Menschen unterschiedlichen Melatoninstoffwechsel haben. Sollte dieser wie vermutet nicht normal sein, schließt sich die Frage an, ob eine Zystenfensterung zu einer Normalisierung des Melatoninstoffwechsels führt.
Was erwartet die Teilnehmer*innen?
Da Pinealiszysten selten sind und somit auch in einem großen Zentrum wie der Universität Göttingen nicht in so hoher Zahl vorkommen, welche eine Studiendurchführung erlauben würde, möchten wir über die Selbsthilfegruppe des Pinealishilfe e.V. Patient*innen finden, die sich eine Studienteilnahme vorstellen können.
Diese Patient*innen können sowohl eine asympomatische Pinealiszyste (Kontrollgruppe) als auch eine symptomatische Pinealiszyste (Studiengruppe) haben. Geplant ist ferner, Patient*innen der Studiengruppe, sofern sie operiert wurden, einer nochmaligen Testung zu unterziehen. Hierbei ist es, wenngleich logistisch wünschenswert, keine Voraussetzung, dass die Operation in Göttingen erfolgt. Um eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen, sollten die Operationen allerdings in einem erfahrenen Zentrum, welches eine mikrochirurgische Fensterung beider Zystenwände ohne Entfernung von Pienalisgewebe durchführt, stattfinden.
Im Detail erfolgt sowohl in der Kontroll- wie auch der Studiengruppe zwischen 20:30 Uhr und 01:00 Uhr halbstündlich eine Speichelabgabe sowie eingangs eine detaillierte neurologische Untersuchung. Bei operierten Patient*innen kommen eine zweite Speicheltestung sowie eine weitere neurologische Untersuchung hinzu.
Sollten Sie an einer Studienteilnahme interessiert sein oder weitere Fragen haben, können Sie sich gerne unter veit.rohde@med.uni-goettingen.de an mich wenden.
Prof. Veit Rohde
Bei anderen Rückfragen können Sie sich gerne an Elena Hauns vom Verein Pinealishilfe e.V. wenden.
Bitte verwenden Sie dafür unser Kontaktformular.
Meine 23 jährige Tochter hat neu die Diagnose einer 8mm grossen Pinealiszyste erhalten. Eigentlich ein Zufallsbefund nach einem Schlag auf den Kopf nachdem nun Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Konzentrationsprobleme nach über sechs Wochen weiterhin das Arbeiten verunmöglichen.
Könnte das zusammenhängen? Sonst gibt es nichts auffälliges zu sehen auf den Bildern. So oder so lässt mich der Befund nun aufhorchen, denn seit vielen Jahren ist der Schlaf gestört. Nächtliches häufiges aufwachen, und am Tag immer wieder Einbrüche mit enormer Müdigkeit und Gereiztheit machen ihr das Leben schwer und verursachen auch Stress in der Leistungsorientierten Welt. Auch die hohe Infektanfälligkeit (Atemwege) des Körpers könnte dann möglicherweise damit zusammen hängen.
Der Mensch ist ein Biochemielabor von unglaublicher Komplexizität.
In jedem Fall ist die Pinealiszyste als Tumor der an der Hormon bildenden Zirbeldrüse liegt, mit ihren möglichen, daraus resultierenden weiteren Auswirkungen auf den Körper, sicherlich ein interessantes Studienthema.
Es würde uns natürlich interessieren, was dabei heraus kommt, und wir hoffen, die Ergebnise dann auch einmal im Netz auffinden zu können.
In jedem Fall wünsche ich viele interessante und beleuchtende Einsichten in ein Thema, dass möglicherweise nicht länger so einseitig betrachtet werden kann und sollte, dass es nur über den veränderten Hirndruck beurteilt wird.