Operationen
Bei kleineren Tumoren der Pinealisregion < 1,5cm sind die Symptome der Maßstab dafür, ob eine Behandlung erforderlich ist. Auch wenn Symptome vorliegen, ziehen die wenigsten eine Operation sofort in Betracht. Es gibt allerdings momentan nur wenige Alternativen für das Erreichen einer Beschwerdefreiheit.
Wichtig: Es muss keine Operation erfolgen, nur weil man einen Neurologen oder Neurochirurgen aufsucht! Diese Ärzte beraten, erklären und hören sich die Symptome an. Neurochirurgen beurteilen zusätzlich, ob sie eine OP-Indikation sehen. Der Patient kann sich anschließend in Ruhe darüber Gedanken machen und kann sich für oder gegen eine Operation entscheiden.
Operationstechniken
- Zystenfensterung: Die Zyste wird mit kleinen Schnitten geöffnet.
- Teilresektion: Die Zyste wird geöffnet und wenn nötig Teile (z.B. Teile der Wand) entfernt.
- Komplettresektion: Die Zyste wird ganz entfernt.
Operationsablauf
Die Patienten werden meistens in sitzender Haltung operiert. Der Kopf wird mit einer Drei-Punkt-Halterung fixiert. Nach dem Hautschnitt wird der Schädelknochen eröffnet. Meistens wird ein Zugang am Hinterkopf, oberhalb des Kleinhirns, in der Grenze zwischen Groß- und Kleinhirn (infratentorieller suprazerebellärer Zugang) gewählt. Der genaue Zugangsweg wird von dem Neurochirurgen festgelegt. In der Regel kann der gut zugängliche Spaltraum genutzt werden. Unterhalb des Schädelknochens folgt die Hirnhaut (Dura) welche als nächsten Schritt eröffnet wird. Mithilfe mikroskopischer Kontrolle sowie durch Neuronavigation wird der Tumor möglichst gewebeschonend freigelegt. Wenn dies geschehen ist, kann die Fensterung oder Resektion erfolgen. Das maximale Resektionsausmaß wird davon bestimmt, wie weit der Tumor das umliegende Gewebe infiltriert hat. Die Hirnhaut wird wieder dicht verschlossen. Das vorher entnommene Stück des Schädelknochens wird mit dünnen Titanplättchen und Schrauben wieder korrekt eingesetzt und fixiert. Abschließend wird der Hautschnitt genäht oder mit Klammern verschlossen.
Die Patienten werden standardmäßig zur Überwachung auf die Intensivstation verlegt und nach einem normalen Verlauf am 1. oder 2. Tag nach der Operation auf Normalstation verlegt.
Operationsrisiken
Trotz Routine und Sorgfalt gibt es bei operativen Eingriffen immer ein Risiko. Deshalb sprechen Sie immer mit Ihrem Neurochirurgen und einem Anästhesisten (Narkosearzt).
Ihnen wird ein Informations- und Fragebogen ausgehändigt, damit Sie sich in Ruhe auf die Operation vorbereiten, sich informieren und alles nachlesen können. Damit das Risiko für Narkose-Komplikationen gesenkt wird, lesen sich die Anästhesisten Ihre Antworten und Angaben zu Vorerkrankungen (z.B. Epilepsie) aufmerksam durch und stimmen die Narkose auf Sie ab.
Auch die Neurochirurgen informieren sich über die Vorerkrankungen und sprechen mit Ihnen über den genauen Ablauf und die Risiken der Operation.
Trotz allem kann es leider immer Komplikationen geben.
Mögliche Komplikationen
- Medikamenten- oder Narkosemittelunverträglichkeiten
- Wundheilungsstörungen, Infektionen
- Thrombose/Embolie
- Luftansammlung im Kopf oder Wasserkopf
- Nervenwasserfistel
- Hirnhautentzündung
- Hirnwasseraufstau
- Schlaganfall oder Nachblutung
- Krampfanfälle
- Doppelbilder
- und andere
Die behandelnden Ärzte sind auf solche Situationen gut vorbereitet und können in Ernstfällen direkt eingreifen.
Es erfolgt standardmäßig eine Überwachung über 24 Stunden auf der Intensivstation.
Mögliche postoperative Beschwerden
Der Eingriff wird von jedem Körper unterschiedlich kompensiert. Es können wenige oder auch starke Beschwerden auftreten. Dazu zählen:
- Starke Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Schwindel
- Kognitive Leistungsverminderung
- Sehstörungen
- Nackenverspannungen
- Gangunsicherheit, Koordinationsprobleme
Normalerweise verschwinden oder bessern sich diese Symptome nach wenigen Tagen bis zwei Monaten.
Neuropathologie
Damit die genaue Diagnose gesichert werden kann, wird das Gewebe des Tumors mittels Biopsie oder Resektion entnommen und anschließend von einem Pathologen aufgearbeitet. Das Gewebe wird dafür speziell eingefärbt und unter dem Mikroskop analysiert. Dadurch kann eine Bösartigkeit ausgeschlossen werden.
Der Patient bekommt die Ergebnisse mit einem schriftlichen Befund mitgeteilt.
Herzlichen Dank für die mikroskopischen Fotos an die Neuropathologie der Universitätsmedizin Göttingen.
Nachsorge
Für ca. 6 Wochen nach der OP wird ein Kontrolltermin in der Ambulanz vereinbart. Danach wird individuell verfahren.
Je nachdem, ob/welche Beschwerden noch fortbestehen, kann z.B. Physiotherapie verordnet und weitere MRT-Verlaufskontrollen gemacht werden. Eine Weiterbehandlung bei einem Neurologen oder anderem Facharzt kann notwendig sein. Eine Reha ist nicht unbedingt notwendig. Die normale Erholungszeit nach dem operativen Eingriff beträgt ca. 6 Wochen.