Die Existenz der Zirbeldrüse war schon im alten Griechenland, bei antiken indischen Kulturen und in Rom bekannt. Allerdings blieb ihre Funktion bis in das 20.Jahrhundert hinein rätselhaft und mythologisch behaftet. Der französische Philosoph René Descartes hielt sie für den Sitz der menschlichen Seele.
Die Wissenschaftler der folgenden Jahrhunderte verließen sich mehr auf experimentell gewonnene Erkenntnisse. Leider waren aber durch den Stand der Technik zu dieser Zeit keine großen Erkenntnisse möglich.
Im Laufe der Geschichte fand man allerdings trotzdem einige Dinge über die Hormondrüse heraus. Die Innervation, Histologie und Vaskularisation der Zirbeldrüse wurden Ende des 19. Jahrhunderts von Ahlborn und de Graaf beschrieben.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts finden sich erstmals Fallberichte von mehreren Autoren zu Zysten der Zirbeldrüse. Der Arzt Dr. Campbell beschrieb im Jahre 1899 zum ersten Mal die Pinealiszyste in einem mikroskopischen Befund. Er fand „eine große zysten-ähnliche Vergrößerung des Hirnventrikels bzw. des Pinealkörper-Ventrikels“.
Jedoch war es zu dieser Zeit für die Forscher sehr schwierig, die Zusammenhänge zwischen den zystischen Vergrößerungen der Zirbeldrüse und den auftretenden Symptomen zu ergründen.
Trotzdem wurden Operationstechniken entwickelt, denn es war den Ärzten ein Anliegen, den Patienten nach dem Feststellen einer solchen Auffälligkeit helfen zu können. Es findet sich eine Arbeit (Februar 1910), die verschiedene Fallbeispiele von Pinealistumoren erfasst. Zusammengestellt wurde sie von C. M. Hinds Howell. Er stellt einen Fall von Risien Russell vom 4. Oktober 1909 vor. Der Arzt beschrieb zuerst Symptome eines Pinealistumors – die sich bei den anderen Fallbeispielen sehr ähnelten. Bei diesem jungen Erwachsenen zeigte sich ein massiver Hirndruck. Deshalb wurde eine Operation vorgenommen, die den intrakraniellen Druck senken sollte. Leider verstarb der Patient danach. Für die Forscher war dies trotzdem ein wissenschaftlicher Erfolg.
Auch die Literatur zu Anfang des letzten Jahrhunderts beschäftigt sich recht ausführlich mit dem Krankheitsbild „Pinealiszyste.“ Breits im Jahre 1914 (!) erfolgte die erste Kraniotomie, d.h. Eröffnung des Schädels, aufgrund einer symptomatischen Pinealiszyste. Der Grundbaustein zu einer Therapiemöglichkeit für dieses Krankheitsbild war gelegt.
Die Universität in Michigan beschäftigte sich 2011 mit durchgeführten MRT-Untersuchungen, die mittlerweile schon zum Standard der Diagnostik gehörten. Dazu verwendeten sie Untersuchungen aus den Jahren zwischen 1997 und 2009. Sie werteten Bilder von Patienten aus, die älter als 19 Jahre waren und suchten gezielt nach Pinealiszysten. Durch diese Studie konnte man neue Informationen über Geschlechterverteilung, Häufigkeit, Größenvorkommen und Symptomen erhalten.
Obwohl die Forschung in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte erzielte, ist in der heutigen Zeit noch relativ wenig über die Pinealiszysten bekannt.
Die bestehenden Therapieformen beruhen zu einem großen Teil nur auf Erfahrungswerten.
Es wird Zeit, dass dieser Krankheit mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird!
Quellen
[1] https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/856/02_Einleitung.pdf?sequence=3&isAllowed=y
[2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1960843/pdf/procrsmed00492-0069.pdf/?tool=EBI
[3] „Prevalence and natural history of pineal cysts in adults“ (Clinical article)
Autoren: Wajd N. Al-Holou, M.D.,1 Samuel W. Terman, B.S.,1 Craig Kilburg, M.D.,1 Hugh J. L. Garton, M.D., M.H.Sc.,1 Karin M. Muraszko, M.D.,1 William F. Chandler, M.D.,1 Mohannad Ibrahim, M.D.,2 and Cormac O. Maher, M.D. 1
Departments of 1 Neurosurgery and 2 Radiology, University of Michigan, Ann Arbor, Michigan
Neurosurg 115:1106–1114, 2011