Diagnoseweg
Inhaltsverzeichnis
Die Symptome
Fachbereiche
Wie geht es nach der Diagnose weiter?
Bei unklaren Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel usw. wird oft ein Hausarzt aufgesucht. Danach beginnt ein Weg mit viel Diagnostik – oder ein Leidensweg ohne ausreichende Abklärungen. Wenn eine MRT-Untersuchung erfolgt, werden oft Pinealiszysten gefunden.
Die Symptome
Raumforderungen in der Region der Zirbeldrüse können bei entsprechender Lage, Größe oder Umstände wie z.B. kleine Einblutungen vielgestaltige Beschwerden hervorrufen:
Sehr häufig treten Kopfschmerzen auf, die sich typischerweise mit der Körperlage verändern können, z.B. beginnen oder verstärken sie sich beim morgendlichen Aufstehen oder beim Bücken. Häufig finden sich auch Symptome wie Übelkeit und Erbrechen. Sehr typisch ist eine morgendliche Nüchternübelkeit (d.h. Übelkeit oder sogar Brechreiz bevor man gefrühstückt hat).
Häufig gibt es auch Sehstörungen. Ein spezieller Befund ist das sog. Parinaud Syndrom. Dieses besteht in einer Blicklähmung des Auges nach oben. Das heißt, wenn der Patient mit beiden Augen nach oben schauen möchte, bewegt sich nur der eine Augapfel nach oben, das betroffene Auge aber bleibt stehen. Außerdem fallen eine Erweiterung der Pupillen und bei der augenärztlichen Untersuchung eine bestimmte Art des „Augenzitterns“ auf. Möglicherweise werden aber auch weitere Sehstörungen ausgelöst, indem eine Zyste auf die in der unmittelbaren Nähe liegenden Vierhügelplatte Druck ausübt. Denn in dieser Hirnregion nehmen Nervenkerne der Augenmuskeln ihren Ausgang, weshalb sich klinische Symptome wie diffuse Sehstörungen, vor allem mit Doppelsehen und Verschwommensehen, aber auch mit Ausfällen im Gesichtsfeld (dunkle Stellen) äußern können.
Die Zirbeldrüse liegt sehr nahe am Aquädukt, einer röhrenähnlichen Verbindung zwischen der dritten und der vierten Hirnkammer, in denen das Hirnwasser (Liquor) zirkuliert. Falls eine Pinealiszyste sich vergrößert, kann es dort zu einer Einengung und zu einem gestörten Fluss des Hirnwassers kommen. Dies kann zu einem erhöhten Hirndruck führen, was sich in unterschiedlichen klinischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Gangunsicherheit (Ataxie) und erweiterten bzw. unterschiedlich großen Pupillen äußern kann. Unter Umständen können daraus auch epileptische Anfälle bzw. andere neurologische Krankheitsbilder entstehen.
Durch eine Zyste oder sonstige Raumforderung kann auch die normale Funktion der Zirbeldrüse selbst gestört werden. Eine häufige Folge ist das vorzeitige Einsetzen der Pubertät.
Da in der Zirbeldrüse aber das umgangssprachlich genannte Schlafhormon (Melatonin) gebildet wird, kann es auch zu Schlafstörungen oder verdrehtem Schlafverhalten kommen (Morgens müde – Abends wach).
Zusammenfassung der möglichen Symptome
- Kopfschmerzen (u.U. lageabhängiges Auftreten)
- Übelkeit / Erbrechen (morgendliche Nüchternübelkeit)
- Schwindel
- Gangunsicherheit (Ataxie)
- Epileptische Anfälle
- Andere neurologische Krankheitsbilder
- Sehstörungen, u.a. Doppelbilder, verschwommenes Sehen, Augenzittern, erweiterte Pupillen, Blicklähmung nach oben, Ausfälle im Gesichtsfeld.
- Hormonelle Störungen, z.B. vorzeitiges Einsetzen der Pubertät, Schlafstörungen
Beteiligte Fachbereiche
Bei den vielgestaltigen Symptomen ist es oft notwendig, dass eine sorgfältige Abklärung und Diagnostik erfolgt. Je nach Beschwerden sollten die entsprechenden Spezialisten auf diesen Gebieten aufgesucht werden und diese sollten eng miteinander kooperieren. Häufig gelingt es erst durch diese Zusammenarbeit, den besten Weg und den richtigen Zeitpunkt für eine Behandlung zu finden.
- Die Radiologie: hier werden Befunde zu „Röntgenbildern“ erhoben, z.B. mithilfe des sog. MRT (Magnetresonanztomogramm) oder der CT (Computertomographie).
- Die Neurologie: hier werden Untersuchungen zum Nervensystem durchgeführt und z.B. auch die Röntgenbefunde des Kopfes besprochen.
- Die Augenheilkunde: Untersuchung der Augen, z.B. Ausleuchtung und Beurteilung des Augenhintergrundes, v.a. der Netzhaut und der Sehnerven, eine Beurteilung der Augenbewegungen und der Sehfähigkeit u.a.m.
- Die Endokrinologie: Untersuchungen und Beurteilungen von hormonellen Veränderungen, Funktionstests von einzelnen Hormondrüsen u.a.m.
- Die Neurochirurgie: hier wird beurteilt, ob, wann und wie eine Raumforderung oder Zyste operiert wird.
Wie geht es nach der Diagnose weiter?
Es hängt insgesamt sehr stark von der klinischen Symptomatik ab, wie schnell und wie oft eine radiologische Nachuntersuchung erfolgen sollte. Auch weitere diagnostische Maßnahmen bei Fachärzten wie Neurologen oder Augenärzten können erforderlich sein. Patienten spüren oftmals aber auch selbst, woher die Beschwerden kommen könnten, z.B. bei einem erhöhten Hirndruck. Ein Verdacht sollte ernst genommen werden!
Es ist ratsam, zunächst etwas strengere Regeln bezüglich der Kontrollen anzulegen. Wenn die Größe der Zyste sich im Verlauf nicht ändert, kann von Kontrollen abgesehen werden.
Bei Kindern mit diesen Zysten sollten (aufgrund des altersgemäß erhöhten Zellwachstums) regelmäßige MRT-Verlaufskontrollen durchgeführt werden. Bei Erwachsenen bleibt die Zyste in der Regel stabil, allerdings sollte nach Entdeckung nach Ablauf eines Jahres eine Verlaufskontrolle erfolgen, da die Differenzierung von gutartigen Tumoren schwierig ist.
Neu entdeckte Pinealiszyste: Es sollte eine differenzierte und sorgfältige Diagnostik gemacht werden. Gibt es Beschwerden/Symptome, die auf eine Pinealiszyste zurückzuführen sein könnten? Zu berücksichtigen ist dabei auch, dass die Größe der Zyste und mögliche klinische Symptome nicht zwangsläufig miteinander zusammenhängen. Die gängige Faustformel von größer bzw. kleiner als 10 mm Durchmesser ist nicht 100% zuverlässig: sie besagt, dass kleinere Zysten unproblematisch sind und unauffällig bleiben und solche über 10 mm Größe kritischer zu sehen sind, da sie eher klinische Beschwerden machen. Es gibt allerdings große Zysten, die keine auffälligen Beschwerden machen, andererseits auch Zysten unter 10 mm Größe, die bereits zu mehr oder weniger starken Symptomen führen.
Pinealiszyste mit kleinerem Durchmesser (kleiner als 10 mm): Zeigen sich keine Symptome, ist eine regelmäßige Kontrolle entbehrlich. Falls aber Auswirkungen auf benachbarte Strukturen nicht sicher eingeschätzt werden können, kann eine MRT-Verlaufskontrolle innerhalb der nächsten 6 Monate erfolgen.
Pinealiszyste mit größerem Durchmesser (größer als 10 mm): Bei größeren Zysten, die symptomatisch sind, oder wenn ein Zystenwachstum vorliegt, sollte möglichst verhindert werden, dass die Umgebung durch den zunehmenden Druck geschädigt wird. Somit muss man bei einem Wachstum in dieser Region immer eine Operation in Erwägung ziehen, ganz gleich, ob der bildgebende Befund einen gutartigen oder bösartigen Tumor vermuten lässt.