Diagnosestellung eines Pinealistumors

Bildgebung durch MRT:

Die wichtigste Untersuchung zur Feststellung einer Auffälligkeit des Corpus pineale ist die Magnetresonanztomographie (MRT). Dabei sollte zwar Wert auf Lage, Art und Größe der Raumforderung gelegt werden, allerdings gilt dabei kein Ausschlussverfahren! Denn auch Pinealistumore unter 10 mm Größe können durch ungünstige Lage einen Krankheitswert darstellen. Im Vordergrund stehen deshalb immer die Beschwerden des Patienten. Falls diese u.a. Kopfschmerzen, Übelkeit, Gangstörung / Ataxie und Sehstörungen (v.a. Doppelsehen) und Blickparesen beinhalten sollten, muss immer an die Raumforderung gedacht werden. Es können durchaus Differenzialdiagnosen gesucht werden. Sollten diese die Beschwerden eindeutig erklären, ist der Tumor als Ursache eher unwahrscheinlich. Trotzdem sollte mindestens eine Verlaufskontrolle erfolgen. Es ist sehr wichtig, eine möglichst genaue Größenangabe der Raumforderungen in den Bericht zu schreiben, damit nachfolgende Kollegen immer einen Vergleich zur Hand haben.

MRT-Grafik
Bild von LJNovaScotia von Pixabay

Untersuchung der Augen:

Die Augen, die Sehkraft und eventuelle Sehbeschwerden spielen eine große Rolle in der Diagnostik beziehungsweise bei dem Ausschluss eines symptomatischen Tumors.
Hier ein paar Kriterien:

  • Wie groß sind die Pupillen? Relativ große Pupillen können ein Hinweis auf einen erhöhten Hirnliquor-Druck sein.
  • Liegt eine Anisokorie vor (seitenungleiche Pupillen)?
  • Wie sieht der Augenhintergrund aus (speziell die Sehnerven)?
  • Besteht eine Stauungspapille?
  • Liegt ein Parinaud-Syndrom oder eine Schielerkrankung (Strabismus) vor?
  • Sieht der Patient doppelt/unscharf?

Wie verhält sich die Patientin/der Patient?

  • Ist die/der Betroffene müde (abwesend/benommen/somnolent)?
  • Wie ist das Gangbild?
  • Bekommt die Patientin/der Patient Gespräche mit?
    Kann sie/er aufmerksam daran teilnehmen?
  • Wird Mimik und Gestik gezeigt?
  • Wie fühlt sich der Patient?
  • Welche konkreten Gefühle/Ideen äußert der Patient?

Hirndruck:

Bei Symptomen wie Nüchtern-Übelkeit, starken, anhaltenden Kopfschmerzen, Taubheitsgefühlen, Schwindel u.v.m. sollte ein erhöhter Hirndruck in Betracht gezogen werden. Hierbei ist zu beachten, dass bei manchen Pinealiszysten eine „Ventilwirkung“ vermutet wird, weshalb der Hirndruck auch lageabhängig auftreten kann und nicht permanent bestehen muss. In diesen Fällen kann es vorkommen, dass Hirndruckzeichen nicht/kaum auf MRT-Bildern zu erkennen sind.
Es gibt die Möglichkeit zum einen eine Liquorfluss-Messung durchzuführen oder den Liquordruck zu bestimmen.

Endokrinologie:

Die Glandula pinealis ist eine Hormondrüse, die zentral gelegen und an wichtigen Körperfunktionen beteiligt ist: allem voran an der Bildung des Melatonins, das den Tag- und Nachtrhythmus steuert. Die Zirbeldrüse beeinflusst allerdings, neben einer Vielzahl anderer innerer Organe, auch die Keimdrüsen. Es bieten sich hier vielfältige Ansatzpunkte, falls ein Patient entsprechende Beschwerden schildert, die auf einer gestörten Hormonbildung bzw. Regulation der Glandula pinealis beruhen könnten, insbesondere Schlafstörungen, abnormale Parameter der Geschlechtshormone bzw. Dysfunktionen (z.B. Amenorrhoe) oder immunologische Störungen u.a.m. Leider werden diese Zusammenhänge zu wenig berücksichtigt bzw. gibt es leider auch sehr wenige Möglichkeiten der Diagnostik und gezielten hormonellen Behandlung der Zirbeldrüsen-Funktionen.